Ingrid Allaart-Batliner
Geboren 1941, aufgewachsen in Eschen, Ausbildung zur Kinderkrankenpflegerin, tätig als Pflegefachfrau und Entwicklungshelferin, Familienfrau und Mutter von drei Kindern, Mitglied der Aktion Dornröschen, langjähriges Engagement für Solidarität und Chancengleichheit in verschiedenen Organisationen. Sie lebt in Mauren.
Ingrid Allaart-Batliner wuchs in einer Grossfamilie in Eschen mit vier Schwestern und vier Brüdern auf. Nach dem Besuch der Primar- und Realschule absolvierte sie eine Ausbildung zur diplomierten Kinderkrankenpflegerin im Kinderspital Basel. In Chicago arbeitete sie als Operationsschwester, anschliessend absolvierte sie in Frankreich einen Sprachaufenthalt. Als erste Entwicklungshelferin Liechtensteins leistete sie zwei Jahre Einsatz in Algerien und weitere zwei Jahre in Tansania.
Durch die Heirat 1973 mit einem ausländischen Mann verlor sie die liechtensteinische Staatsbürgerschaft. Dieser Verlust war der Auftakt ihres Engagements bei der Aktion Dornröschen und veranlasste sie zur Mitunterzeichnung der Verfassungsklage 1982.
Neben ihrer Arbeit in der Familie mit drei Kindern, arbeitete sie im Spital und bei der Spitex. Ihr soziales Engagement brachte sie auch bei der Altersbetreuung Eschen ein.
Ingrid Allaart-Batliner war Vorstandsmitglied des Liechtensteinischen Entwicklungsdienstes (LED) und der Stiftung Fastenopfer Liechtenstein. Ausserdem arbeitete sie beim Verein Welt und Heimat mit (heute Tellerrand, Verein für solidarisches Handeln). Sie war Gründungsmitglied des Soroptimist International Club Liechtenstein sowie Mitglied und Präsidentin des Gesangsvereins Kirchenchor Eschen.
1985 war sie Gründungsmitglied der Partei Freie Liste und engagierte sich während zwei Mandatsperioden als Gemeinderätin in Mauren. Zudem hatte sie ein Mandat als stellvertretende Landtagsabgeordnete in der Partei Freie Liste inne.
Ingrid Allaart-Batliner zeichnet sich durch grosses soziales und politisches Interesse und Engagement im In- und Ausland aus.
Evelyne Bermann
Geboren 1950 in Zürich, aufgewachsen in Schaan, Studium Grafikdesign an der Kunstgewerbeschule Zürich, tätig als Künstlerin und Grafikerin in Amsterdam, Tel-Aviv und Liechtenstein, jahrzehntelanges Engagement für Gleichberechtigung und Chancengleichheit in verschiedenen Organisationen. Sie lebt in Schaan.
Evelyne Bermann wuchs in einem fortschrittlichen, politisch interessierten Elternhaus auf. Ihre Eltern führten eine partnerschaftliche Ehe. Vor diesem familiären Hintergrund war klar, dass Evelyne Bermann einen existenzsichernden Beruf erlernen sollte, der ein unabhängiges Leben ermöglicht. Während ihrer Studienzeit wurde in der Schweiz das Frauenstimmrecht eingeführt, während sie in Israel arbeitete, war eine Frau Premierministerin. Zurück in Liechtenstein störte sie sich sehr daran, dass die Frauen keine politischen Rechte hatten.
Die Aktion Dornröschen war 1981 der Einstieg der jungen Grafikerin in die aktive Politik in Liechtenstein. Sie nahm an der Reise der Aktion Dornröschen nach Strassburg zum Europarat teil. Es folgte ein langjähriges Engagement für die Frauenanliegen in verschiedenen Organisationen: Initiative Gleiche Rechte für Mann und Frau, Verein Bildungsarbeit für Frauen (1985 bis 1995) und Vorstand der Freien Liste (1993 bis 1997).
Mit der grafischen Gestaltung und Illustrationen sowie redaktioneller Mitarbeit am Buch „Inventur – Zur Situation der Frau in Liechtenstein“ (1994) prägte sie das Erscheinungsbild der Publikation. Daneben wirkte sie auch in Kommissionen der Gemeinde Schaan, von 1998 bis 2008 im Kulturbeirat der Regierung und war von 2008 bis 2018 Vorsitzende der Fachkommission Kunstraum Engländerbau. Seit 1992 befasst sie sich vorwiegend mit freien Kunstprojekten, Ausstellungen im In- und Ausland und Kulturmanagement. Dabei hat sie den Stellenwert der Frauen in der Kunst im Fokus.
Unverwechselbar und als roter Faden prägten Evelyne Bermanns grafische Arbeiten über Jahre die optische Präsenz im Bereich Chancengleichheit.
Gerda Bicker-Brunhart
Geboren 1944 in Balzers, Ausbildung zur Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin, als solche in der Schweiz tätig, Familienfrau und Mutter von drei Kindern, Mitglied der Aktion Dornröschen, langjähriges Engagement in der Umweltbewegung und Entwicklungszusammenarbeit. Sie lebt in Balzers.
Gerda Bicker-Brunhart wuchs in Balzers zusammen mit vier Brüdern auf. Nach Absolvierung der Grund- und Handelsschule liess sie sich am Seminar Menzingen zur Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin ausbilden und war vier Jahre in Altstätten/SG berufstätig.
1969 bei ihrer Heirat mit einem deutschen Staatsangehörigen verlor sie die liechtensteinische Staatsbürgerschaft und war, bis sie den deutschen Pass bekam, vier Monate staatenlos. Das war die Initialzündung für die Überzeugung, dass Frauen gleiche Rechte brauchen und folglich für ihren Beitritt zur Aktion Dornröschen.
Neben der Mitwirkung in Sachen Gleichberechtigung waren für Gerda Bicker-Brunhart die Entwicklungszusammenarbeit und Umweltthemen von grösster Wichtigkeit. Ab 1972 arbeitete sie bei der sogenannten „Dritte-Welt“-Gruppe mit, später im Verein Welt und Heimat (heute Tellerrand, Verein für solidarisches Handeln). Sie ist Mitbegründerin der Dritte Weltläden, 1977 in Eschen und 1984 in Vaduz. Bis zur Schliessung 2011 war sie aktive Mitarbeiterin im Dritte Welt- und Naturladen in Vaduz.
Nach der Gründung der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz (LGU) im Jahr 1973 engagierte sich Gerda Bicker-Brunhart während mehreren Jahren im LGU-Vorstand. Sie beteiligte sich bei der Ausstellung Umwelt in Gefahr, bei der 700 Kinder mitmachten. Während dieser Zeit wurde ihr klar, dass es dringend eine neue Partei braucht, die sich für Umweltthemen einsetzt. So war sie 1985 Mitbegründerin der Partei Freie Liste. Von 1996 bis 2008 hatte sie das Amt der Stiftungsrätin im Liechtensteinischen Entwicklungsdienst (LED) inne.
Gerda Bicker-Brunhart leistete für demokratische Rechte, Menschen und Umwelt einen grossen Einsatz. Dafür erhielt sie 2006 den Preis für Zivilcourage DemoGrazia, der Menschen würdigt, die gegen den Strom schwimmen und Haltung zeigen.
Bernadette Brunhart (geborene Biedermann)
Geboren 1945, aufgewachsen in Kalifornien und Schaan, kaufmännische Ausbildung, Lehrgang Journalismus, tätig als Sekretärin des Regierungschefs bzw. Vizeregierungschefs, Familienfrau und Mutter von drei Kindern, Initiantin des Komitees für das Frauenstimmrecht, vielfältige Aufgaben und Ehrenämter in gemeinnützigen und gesellschaftspolitischen Feldern. Sie lebt in Balzers.
Schon als Kind erfuhr Bernadette Brunhart Diskriminierungen auf verschiedenen Ebenen, sei es beim Zugang zu gymnasialer Bildung, bei der Lehrstellensuche oder später im Beruf. Sie absolvierte als erste Frau von 1960 bis 1963 in der Landesverwaltung eine kaufmännische Lehre, wo sie ebenfalls Benachteiligungen feststellte. Diese Erfahrungen waren der Grundstein für ihr politisches und soziales Engagement. Sie gründete 1969 mit Elfriede Winiger-Seger und anderen gleichgesinnten Frauen und Männern das Komitee für das Frauenstimmrecht. Bernadette Brunhart bewertet rückblickend das gemeinsame Ringen von Frauen und Männern, politischen Parteien und der Regierung für die Gleichberechtigung als den Schlüssel zum Erfolg.
Bernadette Brunhart kann auf zahlreiche gemeinnützige Engagements zurückblicken. So war sie Mitbegründerin des ersten Liechtensteiner Jugendparlamentes (1965). Sie war massgeblich am Aufbau der ersten Schwangerschaftsberatungsstelle beteiligt und führte von 1997 bis 2007 die Familienhilfe Balzers. Zwölf Jahre war sie Mitglied der Fürsorgekommission Balzers und von 2005 bis 2015 Präsidentin der Senioren-Union der Partei Vaterländische Union. Als Frau des damaligen Regierungschefs Hans Brunhart war sie auch Ansprechperson für viele Hilfesuchende, vor allem Frauen. Im Pensionsalter setzt sie sich gegen die Diskriminierung älterer Menschen ein.
Bernadette Brunharts vielfältiges und gemeinnütziges Engagement wurde von ihren eigenen Erfahrungen in allen Lebensphasen geprägt.
Conny Büchel Brühwiler
Geboren 1964 in Vaduz und dort aufgewachsen, Ausbildung zur Kindergärtnerin, Heilpädagogin, Primarlehrerin und in diesen Berufen tätig, Mitbegründerin des Frauenhauses Liechtenstein, Mitinitiantin des Vereins Hoi Quote und der Initiative HalbeHalbe. Sie lebt in Vaduz.
Conny Büchel Brühwiler wuchs als viertes von fünf Kindern in traditionellen Verhältnissen in Vaduz auf. Nach der Ausbildung zur Kindergärtnerin arbeitete sie einige Jahre in ihrem Beruf in Liechtenstein. Später folgte das Studium der Heilpädagogik und der Primarlehrerin. Seither ist sie als Lehrerin und schulische Heilpädagogin in der Primarschule tätig.
Schon als junge Frau war Gleichstellung von Frau und Mann für sie ein treibendes Thema. So kämpfte sie von 1986 bis 1989 im damaligen Liechtensteinischen Kindergärtnerinnenverein für bessere Anstellungsbedingungen. Zur selben Zeit trat sie dem Verein Informations- und Beratungsstelle für Frauen (infra), bei und gründete 1991 gemeinsam mit anderen Frauen das Frauenhaus Liechtenstein, in dessen Vorstand sie die ersten Jahre mitwirkte.
Nach dem schlechten Wahlergebnis der Liechtensteinischen Frauen bei den Landtagswahlen 2017 trat sie in den Vorstand des Vereins Hoi Quote ein. Dort blieb sie bis nach der Abstimmung der von Hoi Quote lancierten Initiative HalbeHalbe als Vorstandsfrau tätig.
Auch in ihrer politischen Tätigkeit in der Partei Freie Liste ging es ihr um eine ausgewogene Vertretung von Frauen in politischen Gremien. Sie engagierte sich zunächst in Kommissionen, seit 2017 als Vorstandsfrau und von 2018 bis 2021 als Co-Präsidentin der Freien Liste.
Ein weiteres Engagement erbrachte Conny Büchel Brühwiler im Organisationskomitee des Frauenstreiks 2019.
Conny Büchel Brühwiler zeichnet sich durch Klarheit und Durchsetzungskraft in ihrem Einsatz für Chancengleichheit von Frauen in Beruf, Politik und Gesellschaft aus.
Carmen Büchel-Malik
Geboren 1980 in Grabs, aufgewachsen in Gamprin, Psychologiestudium, Ausbildung zur Klinischen- und Gesundheitspsychologin, Master in Sozialpsychologie und Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin, tätig als Angestellte in verschiedenen Ämtern, seit 2019 selbständige Psychotherapeutin, Familienfrau und Mutter von zwei Söhnen, Engagement in der Arbeitsgruppe Schwangerschaftskonflikte und Mitinitiantin der Initiative Hilfe statt Strafe. Sie lebt seit 2011 in der Schweiz.
Als einzige Tochter einer Österreicherin und eines Liechtensteiners mit zwei Brüdern, fiel ihr schon als Mädchen auf, dass es in Kleidung, Spiel und Sport Ungleichbehandlung zwischen Jungen und Mädchen gab, was auch ihren beruflichen Werdegang beeinflusste und sie bewog, im Bereich Gleichstellung zu forschen und zu publizieren.
Nach ihrem Studium in Grossbritannien und ihrer Rückkehr nach Liechtenstein 2007 engagierte sie sich aktiv für Gleichstellung und die Enttabuisierung und Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs. In ihrer Funktion als Mitglied im Berufsverband der Psychologinnen und Psychologen Liechtenstein trat sie 2008 in die Arbeitsgruppe Schwangerschaftskonflikte ein. Ihrer Überzeugung nach ist die Fristenlösung, der Aufbau und Zugang zu Beratungsmöglichkeiten und psychotherapeutischer Unterstützung sowie Aufklärungsarbeit in Schulen der Schlüssel zur gleichzeitigen Bewahrung des Rechts der schwangeren Person auf ihren eigenen Körper und den Schutz des ungeborenen Fötus. Carmen Büchel-Malik war zudem mit Helen Konzett und Patricia Matt Initiantin der Initiative Hilfe statt Strafe, die eine Fristenregelung mit Beratungspflicht vorsah. Jedoch wurde die Initiative 2011 vom Volk mit 52,3 % Nein abgelehnt.
Carmen Büchel-Malik engagiert sich in ihrer Arbeit als Psychotherapeutin für Diversität, Inklusion und gegen Diskriminierungen.
Patricia Büchel
Geboren 1948 in Balzers und dort aufgewachsen, Lehrerseminar in Sargans und Rorschach, Studium der Psychologie und Pädagogik, tätig als wissenschaftliche Mitarbeiterin für den Kanton Zürich und die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und Direktoren (EDK), Autorin und Schriftstellerin, Initiantin der Arbeitsgruppe für die Frau. Sie lebt in Zürich.
Patricia Büchel wuchs mit zwei jüngeren Geschwistern in Balzers auf. Nach der kaufmännischen Ausbildung im Institut St. Elisabeth besuchte sie das Lehrerseminar in Sargans. Sie bildete sich berufsbegleitend zur Heilpädagogin aus und studierte ab 1971 an der Universität Zürich angewandte Psychologie, Pädagogik und Sonderpädagogik. Sie arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Erziehungsdirektion des Kantons Zürich bis sie sich 1991 selbständig machte, Fachbücher schrieb und in der Weiterbildung von Kindergärtnerinnen tätig war.
Patricia Büchel engagierte sich über Jahrzehnte in der Frauenbewegung, zuerst in Liechtenstein, dann in der Schweiz. Als erste Frau hielt sie 1969 an der Jungbürgerfeier eine engagierte Rede zum Frauenstimmrecht. Gemeinsam mit Christel Hilti-Kaufmann gründete sie 1971 die Arbeitsgruppe für die Frau und leitete diese während der ersten Jahre von Zürich aus. Ebenso führte sie die Vaduzer Pfadfinderinnengruppe, die nach der ersten negativen Abstimmung zum Frauenstimmrecht 1971 die spontane Demonstration organisierte, bei der junge Frauen mit Transparenten wie „Wir schämen uns für euch“ durch die Strassen und Gasthäuser zogen. Bei dem von den SchülerInnen des Gymnasiums Vaduz organisierten und bewilligten Dank-, Protest- und Trauermarsch 1971 trug Patricia Büchel den Kranz und wurde niedergeschlagen. Ihr Lebensmittelpunkt verschob sich zunehmend nach Zürich, dennoch beteiligte sie sich 1983 an der Reise der Aktion Dornröschen nach Strassburg.
Patricia Büchel verfasste verschiedene Lehrmittel für Kindergarten und Unterstufe und ist Autorin des Buches „Ungerechtigkeit hab ich nie ertragen – Rückblicke engagierter Frauen“, das u.a. auch ein Interview mit Melitta Marxer-Kaiser enthält.
Patricia Büchel engagierte sich in der frühen Frauenbewegung Liechtensteins mit Beharrlichkeit und Zivilcourage.
Dagmar Bühler-Nigsch
Geboren 1969 in Grabs, aufgewachsen in Schaan, kaufmännische Ausbildung, tätig als Angestellte in verschiedenen Industriebetrieben und KMUs, Geschäftsführerin der Vereinigung liechtensteinischer gemeinnütziger Stiftungen und Trusts, Familienfrau und Mutter zweier Kinder, Engagement für Kernthemen der Chancengleichheit, Mitinitiantin des Projekts Vielfalt in der Politik. Sie lebt in Triesenberg.
Dagmar Bühler-Nigsch wuchs mit zwei Brüdern und einer Schwester in einem sportbegeisterten und politisch interessierten Elternhaus auf. Nach ihrer Ausbildung und Sprachaufenthalten bildeten Weiterbildung und Teamorientierung Konstanten in ihrer beruflichen und privaten Laufbahn.
Ihre Mitwirkung als Vorstandsfrau in der Informations- und Beratungsstelle für Frauen (infra), von 2001 bis 2005 und das damit verbundene Engagement im Netzwerk Frauennetz prägten sie. Zudem weckten sie ihr Interesse für mehr Gleichstellung und eine gerechtere Vertretung der Frauen in Politik und in Gesellschaft und bewogen sie, sich in Arbeitsgruppen und NGOs zu engagieren.
Dagmar Bühler-Nigsch engagierte sich von 2004 bis 2015 in Triesenberg in der Elternvereinigung und im Gemeindeschulrat. In dieser Funktion und als Vorsitzende der Arbeitsgruppe zur Einführung der Tagesstrukturen lancierte sie die Errichtung der Kita und der Tagesstrukturen in Triesenberg. Als nach den Landtagswahlen 2017 nur noch drei Frauen im Landtag waren, initiierte sie gemeinsam mit anderen Frauen das überparteiliche, vom Verein Frauennetz Liechtenstein getragene Projekt Vielfalt in der Politik, dessen Ziel ist, mehr Frauen in die Politik zu bringen. Die gute Zusammenarbeit im Projektteam bewogen sie, nicht nur andere Frauen zu motivieren, sondern 2021 selbst für den Landtag zu kandidieren.
Zunächst engagierte sich Dagmar Bühler-Nigsch in der Frauenunion der Partei Vaterländische Union (VU), seit 2021 ist sie Landtagsabgeordnete der VU und seit 2023 als Vizepräsidentin für den Wahlkreis Oberland im VU-Präsidium.
Mit Überzeugung, Kompetenz und Entschlossenheit setzt sich Dagmar Bühler-Nigsch für eine bessere Vertretung von Frauen in der Politik und für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein.
Petra Eichele
Geboren 1963 in Grabs, aufgewachsen in Buchs, kaufmännische Ausbildung, Auslandsaufenthalt in Kanada, Weiterbildung zur psychosozialen Beraterin, tätig im Personalwesen, als Gewerkschaftssekretärin und stv. Geschäftsführerin beim LANV, als Geschäftsführerin der infra, Familienfrau und Mutter von zwei Kindern, Engagement für Gleichstellung im Beruf und darüber hinaus in der Partei Freie Liste und im Verein Frauennetz, Mitinitiantin des Projektes Vielfalt in der Politik. Sie lebt in Schaan.
Petra Eichele wuchs mit drei Schwestern in Buchs auf, da ihre Mutter durch die Heirat mit einem in der Schweiz lebenden Deutschen die Liechtensteinische Staatsbürgerschaft verlor. Sie hielt jedoch innigen Kontakt mit ihren sozial engagierten Schaaner Grosseltern, was sie sehr prägte. Im Anschluss an ihre Lehre ging sie nach Kanada, kehrte nach zwei Jahren in die Schweiz zurück, um ihre Aufenthaltsbewilligung nicht zu verlieren. 1995 zog sie mit ihrem liechtensteinischen Ehemann und zwei Kindern nach Liechtenstein. Dank Unterstützung von Mutter, Schwiegereltern und Kindertagesstätten konnte sie neben der Familienarbeit die Matura nachholen und Teilzeit erwerbstätig sein. Nach der Scheidung arbeitete sie an der Universität, damals Fachhochschule Liechtenstein, und war dort Mitinitiantin der Kommission für Gleichstellung. In ihren nächsten beruflichen Stationen als Gewerkschaftssekretärin und stv. Geschäftsführerin beim LANV Liechtensteinischer ArbeitnehmerInnenverband, und seit 2017 als Geschäftsführerin der Informations- und Beratungsstelle für Frauen (infra), rückten das Engagement gegen Diskriminierungen und für Gleichstellung und Chancengerechtigkeit immer mehr ins Zentrum ihrer Tätigkeit. Parallel dazu setzte sich Petra Eichele in verschiedenen Funktionen in der Partei Freie Liste und seit 2017 im Vorstand des Vereins Frauennetz Liechtenstein auf ehrenamtlicher Ebene für Gleichstellungsthemen ein und vertritt diese in der Öffentlichkeit. Als nach den Landtagswahlen 2017 nur noch drei Frauen im Landtag sassen, war sie Mitinitiantin des überparteilichen, vom Frauennetz getragenen Projektes Vielfalt in der Politik. Des Weiteren wirkte sie im Organisationskomitee des Frauenstreiks 2019 und des feministischen Streiks 2023 mit.
Durch persönliche und berufliche Erfahrungen für Gleichstellungsfragen sensibilisiert, setzt sich Petra Eichele mit Beharrlichkeit und Klarheit für eine soziale und gleichberechtigte Gesellschaft ein.
Ruhiye Eris (geborene Yildirim)
Geboren 1963 in der Türkei, aufgewachsen in Berlin, kaufmännische Ausbildung, tätig als Büro- und Verwaltungsangestellte, Gründerin des Türkischen Frauenvereins Liechtenstein, Engagement im Netzwerk Frauennetz, Familienfrau und Mutter zweier Kinder. Sie lebt seit 1989 in Liechtenstein.
Als Ruhiye Eris fünf Jahre alt war, wanderte ihre Familie nach Deutschland aus. Ihre Eltern und ihre beiden älteren Geschwister arbeiteten in der Fabrik, sie besuchte die Schule, lernte schnell Deutsch, ging aufs Gymnasium und machte das Abitur. Sie musste früh selbstständig sein und schon als Kind für Familie und Freundeskreis dolmetschen. Ihre Familie erlebte die stete Diskriminierung und Ausländerfeindlichkeit im damaligen Berlin, was die Eltern so belastete, dass sie beschlossen, nach zwanzig Jahren wieder in die Heimat zurückzukehren.
Ruhiye Eris heiratete 1984 einen türkischen Staatsangehörigen, der in Liechtenstein wohnte und arbeitete. Infolge der restriktiven Ausländergesetzgebung Liechtensteins erhielt sie keine Aufenthaltsbewilligung und durfte sich jährlich nur für drei Monate in Liechtenstein aufhalten, selbst als sie schon ein Kind hatte. Die restliche Zeit verbrachte sie in der Türkei bei ihren Eltern. Erst ab Februar 1989 durfte sie offiziell in Liechtenstein wohnen. Zunächst arbeitete sie als Näherin. Später fand sie eine Bürostelle und absolvierte, neben der Erwerbs- und Familienarbeit, an der Abendhandelsschule eine kaufmännische Ausbildung. Ein Stellenwechsel führte sie 1999 als erste türkische Staatsangehörige zur Landesverwaltung in die Abteilung Arbeitslosenversicherung. Obwohl Ruhiye Eris sehr gut integriert war, scheiterten ihre Gesuche zur Einbürgerung auf Gemeindeebene zweimal. Erst nach 30 Jahren Aufenthalt konnte sie schliesslich um die erleichterte Einbürgerung ansuchen und erhielt 2019 den Liechtensteiner Pass.
Ruhiye Eris’ soziales Engagement begann im Türkischen Elternverein, den sie von 1994 bis 1999 als Präsidentin leitete. 2000 gründete Ruhiye Eris gemeinsam mit anderen türkischen Frauen den Türkischen Frauenverein, dessen Präsidentin sie seitdem ist. Der Verein engagiert sich für die Integration der türkischen Bevölkerung im Allgemeinen und vertritt die Anliegen der türkischen Frauen im Besonderen. Ruhiye Eris war zudem über Jahre Delegierte im Netzwerk Frauennetz und Vertreterin des Türkischen Frauenvereins in verschiedenen Vereinen und Kommissionen, wie dem Dachverband der Elternvereine und der Kommission für Integrationsfragen.
Für ihren unermüdlichen Einsatz für die Integration der türkischen Frauen in Liechtenstein erhielt Ruhiye Eris 2009 den Preis für Zivilcourage DemoGrazia.
Julia Frick
Geboren 1975 in Altstätten, aufgewachsen in Schaan, Geschichtsstudium mit Schwerpunkt Genderstudies, tätig als Praktikantin und Mitarbeiterin bei der Stabsstelle für Chancengleichheit, als freischaffende Historikerin und Projektleiterin des Frauenarchivs Liechtenstein, Familienfrau und Mutter von zwei Kindern, Engagement in der infra, im Frauennetz und im Vorstand der Frauen in guter Verfassung. Sie lebt in Balzers.
Julia Frick ist in einem liberalen Elternhaus mit einem jüngeren Bruder in Schaan aufgewachsen. Ihre Mutter, Silvy Frick-Tanner, nahm eine aktive Rolle in der Frauenbewegung Liechtensteins ein und auch ihr Vater war überzeugter Befürworter und Mitkämpfer seit Beginn der 1980er Jahre.
Julia Frick erlebte die Diskussionen und Kontroversen um das Frauenstimmrecht als Kind hautnah mit, was sie nachhaltig prägte. Mit 18 Jahren zog sie nach Basel und absolvierte die Matura. Später folgte das Studium der Geschichte in Fribourg. Ihre Masterarbeit schrieb sie zum Thema: „Frauenerwerbsarbeit im Liechtenstein der Nachkriegszeit bis zum Beginn der 70er Jahre“. Zudem verfasste Julia Frick für das Historische Lexikon des Fürstentums Liechtenstein die Mehrheit der genderrelevanten Artikel. Ihre ersten prägenden Erfahrungen in der Gleichstellungsarbeit machte sie als Mitarbeiterin bei der Stabsstelle für Chancengleichheit (SCG).
Neben der Erwerbs- und Familienarbeit engagierte sich Julia Frick von 2006 bis 2015 im Vorstand der Informations- und Beratungsstelle für Frauen (infra), sowie als Delegierte der infra im Netzwerk Frauennetz der SCG. Seit 2018 ist sie Projektleiterin des Frauenarchivs, welches die Frauen und die Frauenorganisationen, ihre Arbeit und Verdienste sowie die weibliche Lebenswelt dokumentiert, archiviert und öffentlich sichtbar macht. Zudem ist sie seit 2019 im Vorstand des Vereins Frauen in guter Verfassung.
Der Aufbau des Frauenarchivs stellt einen wichtigen Meilenstein ihres Gleichstellungsengagements dar, dem sich Julia Frick mit viel Begeisterung und Elan widmet.
Silvy Frick-Tanner
Geboren 1944 in Basel, aufgewachsen in Binnigen/Baselland, Ausbildung zur Dipl. Kindergärtnerin, Auslandsaufenthalt in Kanada, tätig als Kindergärtnerin, Familienfrau und Mutter von zwei Kindern, langjähriges Engagement für Chancengleichheit und Umweltschutz. Sie lebt in Schaan.
Silvy Frick-Tanner wuchs zusammen mit drei Geschwistern in einer Mittelstandsfamilie mit traditioneller Rollenverteilung auf. Schon damals hinterfragte sie dieses Familienmodell, ohne vorerst aktiv etwas entgegenzusetzen. Nach einigen Jahren als Kindergärtnerin im Kanton Baselland verbrachte sie eineinhalb Jahre in Kanada, wo sie verschiedene Tätigkeiten ausübte. Nach zwei Jahren in Zürich heiratete sie 1974 nach Liechtenstein. Nach der Geburt ihrer zwei Kinder wurden ihr die Nachteile und die Abhängigkeiten einer Frau und Mutter ohne Erwerbsarbeit besonders bewusst.
Sie engagierte sich bei der Aktion Dornröschen bis zur Einführung des Frauenstimmrechts an vorderer Front, mit der Reise nach Strassburg 1983 als Höhepunkt. Das Engagement bei der Aktion Dornröschen bewertet Silvy Frick-Tanner rückblickend als zentrale Erfahrung. Nach ihrer Einschätzung gab der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe die Kraft, sich zu exponieren und beharrlich zu kämpfen – für die Einführung des Frauenstimmrechts als selbstverständliches Menschenrecht.
Ihre Lebenserfahrungen motivierten sie, sich über viele Jahre für die Chancengleichheit in verschiedenen Organisationen einzusetzen. Unter anderem war sie Mitbegründerin des Vereins Bildungsarbeit für Frauen und Frauen in guter Verfassung, sowie einige Jahre Vorstandsmitglied der Informations- und Beratungsstelle für Frauen (infra). Dort amtete sie zudem für einige Zeit als Geschäftsführerin. Ebenso engagierte sie sich bei der Betreuung der vietnamesischen Flüchtlinge und unterrichtete Deutsch für Fremdsprachige. Später engagierte sie sich im Umweltschutz und war einige Jahre Präsidentin der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz (LGU).
Silvy Frick-Tanner engagierte sich mit Ausdauer und Humor in der Frauenbewegung Liechtensteins und unterstützt weiterhin Bestrebungen zu einer ausgewogenen und gerechten Teilhabe der Geschlechter in Politik und Gesellschaft.
Martina Haas (geborene Soraperra)
Geboren 1966, aufgewachsen in Vaduz, kaufmännische Ausbildung, Weiterbildungen in Finanz- und Rechnungswesen, Arbeits- und Sozialrecht, Mitarbeiterführung, Mobbingberatung, tätig als Angestellte in verschiedenen Unternehmen, Gewerkschaftssekretärin beim LANV, stv. HR-Leiterin an der Universität Liechtenstein, Initiantin der Frauenstreiks 2019 und 2023, Mitglied des Initiativkomitees HalbeHalbe, Familienfrau und Mutter von zwei Kindern. Sie lebt in Triesen.
Martina Haas wuchs als jüngstes von vier Kindern in Vaduz in einer konservativen Familie auf. Sie erlebte von Kindheit an die Ungleichbehandlung der Frauen. Ihre Grossmutter väterlicherseits war Triesnerin und hat durch Heirat die Staatsbürgerschaft verloren. Deshalb gab ihr Vater, in Liechtenstein geboren und aufgewachsen, seine ausländische Staatsbürgerschaft an sie weiter.
Martina Haas sah im Laufe ihres vielseitigen Berufslebens viele Folgen der Ungleichbehandlung, wie schlechtere Chancen für AusländerInnen bei der Lehrstellensuche und Lohnungleichheiten, Mehrfachbelastungen von erwerbstätigen Frauen sowie schlechte Bedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ihr Interesse an Chancengerechtigkeit führte sie als Gewerkschaftssekretärin zum LANV Liechtensteinischer ArbeitnehmerInnenverband, wo sie einige Jahre als Vorsitzende der LANV Sektion Frauen agierte und von 2017 bis 2023 stv. Geschäftsführerin war. In Zusammenarbeit mit der Informations- und Beratungsstelle für Frauen (infra), gab sie einen liechtensteinischen Mobbingratgeber heraus. In der Folge baute sie im LANV eine Mobbingberatungsstelle auf und war deren Leiterin. Weitere wichtige Stationen waren das Projekt Lunchfair am Lohngleichheitstag sowie das Kooperationsprojekt Care-Forum, eine Plattform für 24h-BetreuerInnen. Zu erwähnen ist ausserdem ihr Einsatz als Präsidentin des Sachwaltervereins (ehemals Vormundschaftsbehörde beim Amt für Soziale Dienste) seit 2011.
Ihr Engagement beschränkte sich nicht nur auf ihr berufliches Leben, sondern sie war von 2009 bis 2015 Vorstandsfrau im Frauenhaus Liechtenstein, Initiantin des zweiten Frauenstreiks 2019 und des feministischen Streiks 2023 in Liechtenstein. Des Weiteren war sie 2019 Mitglied des Initiativkomitees zur Verfassungsinitiative HalbeHalbe.
Martina Haas setzt sich mit Empathie und Entschlossenheit für Chancengleichheit und Gleichberechtigung ein.
Katrin Hasler-Dobratz
Geboren 1983, aufgewachsen in Schellenberg, Masterstudium in Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing, tätig in diversen Agenturen, seit 2017 Inhaberin einer eigenen Agentur, Mitbegründerin und Vorstandsfrau des Vereins Hoi Quote. Sie lebt in Schellenberg.
Katrin Hasler-Dobratz, aufgewachsen mit einer jüngeren Schwester, studierte an verschiedenen Universitäten in der Schweiz und den USA Betriebswirtschaft und hat einen Master in Management. Weitere Studienleistungen in den Bereichen Kommunikation, Filmwissenschaft und Branding prägen ihren Ausbildungsweg und führten sie zur Gründung einer eigenen Agentur. Der Auslöser ihres Engagements zur Gleichstellung waren die Landtagswahlergebnisse 2017, als nur 12 % Frauen gewählt wurden. Trotz Wohnsitz in Zürich engagierte sie sich in Liechtenstein 2017 als Mitbegründerin und Vorstandsmitglied des Vereins Hoi Quote. Weitere Einsätze in Gleichstellung und Politik stellten 2021 bis 2022 ihre Vorstandsarbeit in der Partei Freie Liste sowie 2023 ihre Mitarbeit im Organisationskomitee des Feministischen Streiks in Liechtenstein dar. Auch beruflich verfolgt Katrin Dobratz-Hasler Gleichstellungsanliegen. Ihr Ziel ist es, u. a. durch die Schliessung der Gender Pension Gap sowie des Gender Investment Gap die finanzielle Gleichstellung voranzutreiben und Frauen in ihrer finanziellen Emanzipation zu unterstützen.
Katrin Hasler-Dobratz’ pointierte Position und ihr Durchsetzungsvermögen prägen ihr Wirken im Verein Hoi Quote und ihr Engagement in finanzieller Gleichstellung und Emanzipation.
Claudia Heeb-Fleck
Geboren 1959 in Bad Säckingen/D, ab 1975 in Liechtenstein aufgewachsen, Studium der Geschichte und Biologie, Ausbildung zur Gymnasiallehrerin, Weiterbildung in lösungsorientierter Kurzzeitberatung, tätig als Historikerin, Gymnasiallehrerin und Geschäftsführerin der infra, Familienfrau und Mutter von zwei Kindern, Engagement im Verein Bildungsarbeit für Frauen und der Partei Freie Liste, Mitgründung und Vorstandsarbeit in den Vereinen Frauen in guter Verfassung und Frauennetz Liechtenstein. Sie lebt in Schaan.
Claudia Heeb-Fleck ist in einer Grossfamilie mit fünf Geschwistern aufgewachsen. 1975 übersiedelte sie mit den Eltern und der Schwester nach Liechtenstein. Bereits als Schülerin weckte das fehlende Frauenstimmrecht in Liechtenstein ihren Unmut. Gleichzeitig motivierte es sie, sich nach ihrem Studienabschluss an der Universität Bern, in Liechtenstein gleichstellungspolitisch zu engagieren.
Beruflich arbeitete Claudia Heeb-Fleck in Teilzeit als Geschichts- und Biologielehrerin am Gymnasium in Vaduz. Als Historikerin veröffentlichte sie verschiedene Publikationen zur Frauenarbeit in Liechtenstein, zu den Geschlechterrollen von Frau und Mann und zur liechtensteinischen Migrationspolitik. Von 2009 bis 2017 war sie als Geschäftsführerin der Informations- und Beratungsstelle für Frauen (infra), tätig.
Auf NGO-Ebene begann ihr Engagement für die Gleichstellung im Vorstand des Vereins Bildungsarbeit für Frauen (1990 bis 2004). Während der Verfassungsdiskussion engagierte sie sich für mehr Demokratie und Sichtbarkeit der Frauen. 2004 war sie Mitgründerin und seitdem Vorstandsfrau des Vereins Frauen in guter Verfassung und 2017 Mitinitiantin des Frauenarchivs Liechtenstein.
Als Delegierte im Netzwerk Frauennetz, das bis 2016 von der Stabsstelle für Chancengleichheit (SCG) koordiniert wurde, beteiligte sich Claudia Heeb-Fleck massgebend an den Aktionen der Arbeitsgruppe SCG wie weiter?, die sich für den Erhalt der SCG und die Errichtung einer Ombudsstelle für Menschenrechte stark machte. Sie engagierte sich 2016 im Organisationskomitee zur Vorbereitung der Gründungsversammlung des Vereins für Menschenrechte in Liechtenstein und ebenfalls 2016 war sie Mitbegründerin und seitdem Vorstandsfrau des Vereins Frauennetz Liechtenstein. Des Weiteren wirkte sie in den Organisationskomitees der Frauenstreiks von 1991 und 2019 mit.
Parteipolitisch engagierte sich Claudia Heeb-Fleck in verschiedenen Funktionen in der Partei Freie Liste – als Kandidierende für den Landtag, stellvertretende Landtagsabgeordnete, im Parteivorstand und als Co-Präsidentin.
Für Claudia Heeb-Fleck ist das Engagement für Chancengleichheit eine lebenslange gesellschaftliche und politische Herausforderung, der sie sich mit Sachkompetenz, Durchhaltevermögen und Herzblut seit Jahrzehnten stellt.
Edith Hilbe
Geboren 1959, aufgewachsen in Triesenberg, Studium der Volkswirtschaft, seit 1986 tätig als Informatikerin in Liechtenstein und der Schweiz, Mitwirkung bei der Initiative Gleiche Rechte für Mann und Frau, Mitinitiantin der Initiative JA – damit deine Stimme zählt. Sie lebt in Vaduz.
Edith Hilbe ist in Triesenberg als Älteste von drei Geschwistern aufgewachsen. Ihr wurde früh bewusst, dass sie als Mädchen in Liechtenstein nicht mitbestimmen konnte, was sie als grosse Ungerechtigkeit empfand. Ab dem Schuljahr 1968/1969 konnten Mädchen das Liechtensteinische Gymnasium besuchen. Edith Hilbe war die erste Gymnasialschülerin aus Triesenberg. Nach dem Studium der Volkswirtschaft an der Universität Bern wechselte sie aufgrund ihrer Interessen in die Informatik.
Ihr Engagement für die Gleichberechtigung von Frau und Mann und für die Demokratie begann 1985. Sie arbeitete aktiv bei der Initiative Gleiche Rechte für Mann und Frau mit und war bei der Unterschriftensammlung in Triesenberg sehr erfolgreich. Von 2009 bis 2015 engagierte sie sich im Vorstand der Demokratiebewegung in Liechtenstein, von 2013 bis 2015 als Vorsitzende. Bei der Initiative JA – damit deine Stimme zählt im Jahr 2012 war sie im Initiativkomitee.
Edith Hilbe scheute sich nicht, öffentlich für Gleichberechtigung und Demokratie einzutreten und sich an Podiumsdiskussionen und bei Unterschriftensammlungen direkten Konfrontationen auszusetzen. Daneben engagiert sie sich im Hintergrund ehrenamtlich als Webmasterin, Programmiererin und Beraterin für NGOs, beispielsweise für die Frauen in guter Verfassung und das Frauenarchiv.
Christel Hilti-Kaufmann
Geboren 1946, aufgewachsen in Schellenberg, kaufmännische Ausbildung, tätig in verschiedenen administrativen Funktionen, Redakteurin der Publikation „Inventur“, Familienfrau und Mutter von zwei Töchtern, Initiantin der Arbeitsgruppe für die Frau, langjähriges Engagement für Gleichberechtigung in verschiedenen Organisationen und in der Partei Freie Liste. Sie lebt in Schaan.
Christel Hilti-Kaufmann, geboren in Schellenberg als drittes von fünf Kindern, verbrachte ihre Kindheit in Schellenberg und ihre Jugendjahre in Schaan. Nach dem Abschluss der Handelsschule folgten Au Pair- und Sprachaufenthalte in Lyon und London. Zurückgekehrt nach Schaan arbeitete sie als kaufmännische Angestellte, gründete eine Familie und wurde Mutter von zwei Töchtern. Christel Hilti-Kaufmann engagierte sich zunächst als Vorstandsmitglied des Liechtensteinischen Roten Kreuzes.
Die Ablehnung des Frauenstimmrechts 1971 durch die Männer war ein Weckruf. Sie initiierte gemeinsam mit Patricia Büchel die Arbeitsgruppe für die Frau, für die sie sich während acht Jahren engagierte. Zudem organisierte Christel Hilti-Kaufmann mit Frauen aus Schaan eine Petition zur Einführung des Frauenstimmrechts auf Gemeindeebene. Die deutliche Ablehnung dieser Petition im Oktober 1981 machte ihr bewusst, dass es stärkere Massnahmen braucht. So trat sie der neu gegründeten Aktion Dornröschen bei, beteiligte sich an der Verfassungsklage 1982 und war 1983 bei der Reise nach Strassburg zum Europarat dabei. Nach Einführung des Frauenstimmrechts war sie zwölf Jahre für die Freie Liste Mitglied der Kommission der Regierung für die Gleichstellung von Mann und Frau. Von 1985 bis 1997 engagierte sie sich im Vorstand des Vereins Bildungsarbeit für Frauen. Christel Hilti-Kaufmann arbeitete als administrative Leiterin und Autorin eines Beitrags im Frauenprojekt Liechtenstein mit, welches die Publikation „Inventur – Zur Situation der Frauen in Liechtenstein“ anlässlich des zehnjährigen Jubiläums zur Einführung des Frauenstimmrechts veröffentlichte.
Christel Hilti-Kaufmann war auch parteipolitisch für Demokratie und Gleichstellung aktiv. Sie bekleidete als erste Frau in der Partei Freie Liste während drei Legislaturperioden das Mandat der stellvertretenden Landtagsabgeordneten. Als Vorstandsmitglied der Frauen in guter Verfassung leistete sie während der Verfassungsdiskussion (1992 bis 2003) einen grossen Einsatz für die demokratischen Rechte in Liechtenstein.
Christel Hilti-Kaufmann zeichnet sich durch ihre über Jahrzehnte erbrachte Pionierarbeit für die Gleichstellung in verschiedenen Organisationen aus. Mit ihrem Engagement für die Publikation „Inventur“ leistete sie einen wichtigen Beitrag zum Sichtbarmachen der Geschichte der Frauen in Liechtenstein.
Gabi Jansen (geborene Wundersamer)
Geboren 1955 in der Steiermark/A und dort aufgewachsen, Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Nachdiplomstudium Management in Non-Profit-Organisationen, diverse Weiterbildungen, tätig als Medienverantwortliche eines Industriebetriebes, Geschäftsführerin der infra, Führungsfunktion in der Erwachsenenbildung, Familienfrau und Mutter eines Sohnes, Engagement für Kernthemen der Chancengleichheit. Sie lebt seit 1985 in Schaan.
Gabi Jansen wuchs mit zwei Brüdern in einem Mehrgenerationenhaushalt auf einem Bauernhof auf. Durch das Aufwachsen mit einem behinderten Bruder erlebte sie das Ringen um Chancengleichheit in der eigenen Familie. Prägende Figur war ihre Mutter, die sich durchzusetzen wusste und mit dem Vater als gleichberechtigte Betriebsführerin wirkte. Die Eltern unterstützten ihre universitäre Bildung, was im traditionell geprägten ländlichen Umfeld der 1970er Jahren nicht selbstverständlich war. Im Umfeld erlebte sie, wie Frauen teilweise ein eingeschränktes und abhängiges Leben führen mussten, sei dies sowohl als Ehefrauen wie unverheiratete Frauen. Das Privileg einer guten Ausbildung sah sie als Verpflichtung an, sich für Frauenrechte einzusetzen. Ziel war darum, gesellschaftliche Veränderungen anzustreben, damit Frauen selbstbestimmt ihr Leben gestalten können. Deswegen wechselte sie nach der Babypause ihr Berufsfeld von der Industrie in den feministischen Bereich. Sie war von 1996 bis 2008 Geschäftsführerin der Informations- und Beratungsstelle für Frauen (infra), und zehn Jahre in einer Führungsposition bei der Erwachsenenbildung. Dort, und über die rein berufliche Verpflichtung hinaus, engagierte sie sich für Schlüsselthemen der Gleichstellung wie Vereinbarkeit von Erwerb und Familie, Anerkennung der Familienarbeit oder Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs. Von Gabi Jansen im Auftrag der infra entwickelte Programme und Projekte wurden mit dem Chancengleichheitspreis der Regierung ausgezeichnet. Grosses Engagement zeigte Gabi Jansen in ihrer Funktion als Geschäftsführerin der infra in der Arbeitsgruppe Schwangerschaftskonflikte, die mit dem Preis für Zivilcourage DemoGrazia gewürdigt wurde.
Für ihr unermüdliches und innovatives Engagement für Chancengleichheit und Förderung der Selbstbestimmung der Frau wurde Gabi Jansen 2021, gemeinsam mit Bernadette Kubik-Risch, mit dem Woman Business Award geehrt.
Karin Jenny (geborene Birkl)
Geboren 1947 in Innsbruck, aufgewachsen in Innsbruck und Zürich, kaufmännische Ausbildung, Volontariat, tätig als Journalistin, Geschäftsführerin und Öffentlichkeitsbeauftragte der Partei Freie Liste, Familienfrau und Mutter eines Sohnes, Mitbegründerin und Vorstandsfrau des Vereins Hoi Quote, aktiv in diversen Arbeitsgruppen und Vorständen verschiedener NGOs.
Schon früh musste Karin Jenny feststellen, dass es einen Unterschied macht, Sohn oder Tochter zu sein. Dagegen wehrte sie sich schon als kleines Mädchen. Als Älteste von sechs Kindern war es immer ein Spagat zwischen dem, was man vom ältesten Kind erwartete und dem, was man einem Mädchen zugestand. Ihr Bewusstsein für und Streben nach Gleichberechtigung begann also schon in ihrer Kindheit. Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung kam sie 1976 nach Liechtenstein, wo sie während der Gründungszeit der Informations- und Beratungsstelle für Frauen (infra), und des Frauenhauses Liechtenstein aktiv war. Des Weiteren engagierte sie sich im Verein Bildungsarbeit für Frauen und im Verein Frauen in guter Verfassung, war Delegierte im Netzwerk Frauennetz und als Vertreterin der Partei Freie Liste tätig in der Kommission der Regierung für die Gleichstellung von Mann und Frau. Nach dem negativen Wahlausgang für Frauen bei den Landtagswahlen 2017, bei denen nur 12 % der Frauen gewählt wurden, gründete Karin Jenny zusammen mit anderen Frauen den Verein Hoi Quote und engagierte sich als Vorstandsfrau. Zudem gestaltete sie mittels Leserinnenbriefen und Zeitungsartikeln immer wieder die Gleichstellungsdebatte mit.
Karin Jenny prägt seit Jahrzehnten durch ihre aktive Mitarbeit in NGOs, Kommissionen und Politik, sowie durch ihre pointierte und teils polarisierende Medienarbeit den Diskurs um Gleichstellung und Gleichberechtigung der Geschlechter in Liechtenstein mit.
Helen Konzett
Geboren 1972 in Chur, aufgewachsen in Triesen, kaufmännische Ausbildung, Zweitwegmatura, Studium der Ethnologie, Weiterbildungen in sozialer Arbeit und systemischer Supervision, tätig als Geschäftsführerin der Freien Liste, Sachwalterin und Ombudsperson für Kinder und Jugendliche, Familienfrau und Mutter von zwei Söhnen, Engagement in der AG Schwangerschaftskonflikte, Mitinitiantin der Initiative Hilfe statt Strafe, Mitwirkung in der Entwicklungszusammenarbeit und Flüchtlingshilfe. Sie lebt in Triesen.
Helen Konzett wuchs mit zwei älteren Geschwistern in Triesen auf. Aufgrund der damaligen Gesetzeslage verlor ihre Mutter durch Heirat mit einem Österreicher ihre Liechtensteinische Staatsbürgerschaft. Erst 1982 wurden alle Familienmitglieder per Gemeindeabstimmung eingebürgert. Diese früh erlebte Geschlechterdiskriminierung sensibilisierte Helen Konzett für jegliche Form von Diskriminierung und prägte ihre berufliche Laufbahn in der Partei Freie Liste (Geschäftsführung 2009 bis 2013), im Sachwalterverein und seit Ende 2023 als Ombudsfrau beim Verein für Menschenrechte in Liechtenstein, sowie von 2021 bis 2024 als Präsidentin des Vereins Flüchtlingshilfe.
Ihr ehrenamtliches Engagement begann in der überparteilichen Arbeitsgruppe Schwangerschaftskonflikte, in der sie sich als Freie Liste Vertreterin von 2004 bis 2011 für die Enttabuisierung und Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs einsetzte. Sie war zusammen mit Carmen Büchel-Malik und Patricia Matt Initiantin der Initiative Hilfe statt Strafe, die der Entkriminalisierung zum Durchbruch verhelfen wollten. Die Initiative sah eine Fristenregelung mit Beratungspflicht vor, wurde jedoch 2011 vom Volk mit 52,3 % Nein abgelehnt. Parteipolitisch setzte sich Helen Konzett für Selbstbestimmung und Gleichberechtigung der Frauen ein, von 2009 bis 2021 als stellvertretende und/oder als ordentliche Abgeordnete der Partei Freie Liste. Einen weiteren Schwerpunkt ihres ehrenamtlichen Engagements stellen die Entwicklungszusammenarbeit und die Flüchtlingshilfe dar: im Vorstand des Vereins Welt und Heimat (heute Tellerrand, Verein für solidarisches Handeln), als Stiftungsrätin im Liechtensteinischen Entwicklungsdienst (LED), sowie als Koordinatorin der Initiative Praktische Hilfe für Flüchtlinge.
Mit viel Sachkenntnis und Herzblut leistet Helen Konzett unermüdlichen Einsatz für die Beseitigung von Diskriminierung aller Art und für Inklusion.
Bernadette Kubik-Risch
Geboren 1958 in Vaduz, aufgewachsen in Schellenberg, Ausbildung zur medizinischen Praxisassistentin, berufsbegleitendes Studium zur Sozialpädagogin, Nachdiplomstudium Management Non-Profit-Organisationen, diverse Weiterbildungen, tätig als Sozialpädagogin, Leiterin der Stabsstelle für Chancengleichheit, Projektleiterin, Unternehmerin, Familienfrau und Mutter eines Sohnes, Aufbau des Netzwerkes Frauennetz, danach aktiv im Vorstand diverser NGOs. Sie lebt in Schaan.
Bernadette Kubik-Risch verbrachte ihre Kindheit mit fünf Geschwistern auf einem Bauernhof in Schellenberg. Sie wuchs mit der Erfahrung auf, dass Frauen auf den Höfen mitarbeiteten und zum Familienunterhalt beitrugen und dass Menschen mit Behinderungen auf dem Hof oder in der Nachbarschaft integriert waren. Als Realschülerin setzte sie sich dafür ein, dass sie nicht nur Kochen und Handarbeit, sondern mit den Jungen den Physik- und Chemieunterricht besuchen durfte. In diese Zeit fiel auch die negative Abstimmung zum Frauenstimm- und Wahlrecht (1971). Nach ihrem Berufsabschluss und mehreren Jahren in der Schweiz kam sie 1987, verheiratet mit einem Schweizer, als junge Mutter nach Liechtenstein zurück. Da liechtensteinische Mütter die Staatsbürgerschaft nicht an ihre Kinder weitergeben konnten, war ihr Sohn Ausländer und sie musste eine Aufenthaltsbewilligung für ihn beantragen. Alle diese Erlebnisse haben sie politisiert.
Von 1996 bis 2013 leitete Bernadette Kubik-Risch das Gleichstellungsbüro, später Stabsstelle für Chancengleichheit (SCG). In dieser Funktion initiierte sie das Netzwerk Frauennetz und fungierte als Koordinations- und Administrationsstelle desselben. Gemeinsam mit dem Frauennetz führte sie u.a. 1997 die Anti-Gewaltkampagne, zwei Frauenkongresse, die Ausstellung zu 25 Jahre Frauenstimmrecht durch und lancierte den Preis für Zivilcourage DemoGrazia und den Chancengleichheitspreis der Regierung. In Zusammenarbeit mit der Kommission der Regierung für die Gleichstellung von Mann und Frau setzte sie sich für eine ausgewogene Vertretung beider Geschlechter in politischen Gremien ein. Sie arbeitete an der regionalen Vernetzung Liechtensteins mit Vorarlberg, Graubünden und St. Gallen (Interreg-Projekte).
Seit ihrem Austritt aus der Verwaltung engagierte sie sich als Vorstandsfrau bei Amnesty International, dem Verein Hoi Quote und seit 2021 ist sie im Verein für Menschenrechte in Liechtenstein (VMR) aktiv. Des Weiteren wirkte sie im Organisationskomitee des Frauenstreiktags 2019 und des feministischen Streiks 2023 mit.
Bernadette Kubik-Risch hat durch ihr unermüdliches, kooperatives und innovatives Engagement den Weg Liechtensteins zur rechtlichen und faktischen Gleichstellung der Geschlechter geprägt. Für ihr Engagement für Chancengleichheit wurde sie 2021, gemeinsam mit Gabi Jansen, mit dem Woman Business Award geehrt.
Helen Marxer-Bulloni
Geboren 1946 in Basel und dort aufgewachsen, Ausbildung zur Primarlehrerin, tätig als Lehrerin und als Leiterin des Amtlichen Lehrmittelverlags, Familienfrau und Mutter von zwei Kindern, jahrzehntelanges Engagement für die Gleichberechtigung und Mitbegründerin verschiedener Frauenorganisationen sowie der Partei Freie Liste, Organisatorin der Verfassungsklage für ein gleichberechtigtes Staatsbürgerschaftsgesetz. Sie lebt in Vaduz.
Helen Marxer-Bulloni wuchs in einem liberalen, katholischen Elternhaus mit drei Geschwistern auf. Nach dem Abschluss des Lehrerseminars Basel unterrichtete sie an der Sekundarschule in Münchenstein/BL, lernte dort ihren Mann kennen, den sie während einer einjährigen Reise durch Südamerika heiratete. Das Paar kehrte 1971 nach Vaduz zurück und bekam zwei Kinder. Helen Marxer-Bulloni unterrichtete als Primarlehrerin in Teilzeit und gründete 1976 die erste Spielgruppe in Liechtenstein. Von 1976 bis zu ihrer Pensionierung 2006 leitete sie den Amtlichen Lehrmittelverlag.
1973 trat sie der Arbeitsgruppe für die Frau bei. Als 1981 die Aktion Dornröschen gegründet wurde, war Helen Marxer-Bulloni Mitglied der ersten Stunde, organisierte 1982 die Verfassungsklage sowie 1983 die Reise der Aktion Dornröschen zur Parlamentarischen Versammlung des Europarats nach Strassburg. Ab 1985 setzte sie sich während mehrerer Jahre für die Verankerung eines konkreten Gleichheitsgrundsatzes in der Verfassung ein, z.B. bei der Initiative Gleiche Rechte für Mann und Frau. 1986 wurde sie von der Partei Freie Liste in die Kommission der Regierung für die Gleichstellung von Mann und Frau berufen, der sie bis 1992 angehörte.
Helen Marxer-Bulloni war Gründungsmitglied der Partei Freie Liste (1984), des Vereins Bildungsarbeit für Frauen (1985) sowie des Vereins Frauen in guter Verfassung (2004) und Mitinitiantin des Frauenarchivs Liechtenstein (2017). Von 1991 bis 1998 vertrat sie Liechtenstein im Lenkungsausschuss des Europarates für die Gleichstellung von Frau und Mann. Des Weiteren wirkte sie in den Organisationskomitees der Frauenstreiks von 1991, 2019 und 2023 mit.
Helen Marxer-Bulloni ist eine Pionierin für die Gleichberechtigung, die sich mit viel Zivilcourage, Humor und unermüdlichem Kampfgeist für eine gleichberechtigte Teilhabe der Frauen in Politik und Gesellschaft einsetzt. Einer ihrer grossen Verdienste war 1997 die Organisation einer Verfassungsklage, die zu einem gleichberechtigten Staatsbürgerschaftsgesetz führte.
Melitta Marxer-Kaiser
Geboren 1923 in Schaanwald und dort aufgewachsen, tätig als Keramikmalerin und Museumsangestellte, Familienfrau und Mutter von drei Töchtern, lebenslanges Engagement in diversen gesellschaftspolitischen Organisationen. Sie lebte in Vaduz, wo sie 2015 verstarb.
Melitta Marxer-Kaiser wuchs in Schaanwald in einer Handwerkerfamilie auf. Die Nähe zu Vorarlberg und damit zum Kriegsgeschehen prägten ihre Jugend und begründeten ihr späteres Engagement in der Friedensbewegung. 1949 heiratete sie den Sekundarlehrer Felix Marxer und gründete eine Familie. Die folgenden Jahre waren mit Familienarbeit, einem Pflegekind und Kostgängern zu Mittag ausgefüllt.
Ihr zivilgesellschaftliches Engagement begann 1961 und zog sich bis ins hohe Alter als roter Faden durch ihr Leben. Als verheiratete Frau stieg Melitta Marxer-Kaiser wieder bei den Pfadfinderinnen ein, bei denen sie schon als junge Frau aktiv gewesen war. Sie förderte als Korpskommissärin (1961 bis 1970) die Gleichberechtigung der Mädchen und Frauen innerhalb der Pfadfinderbewegung.
Nach der Ablehnung des Frauenstimmrechts in der Männerabstimmung 1971 setzte sich Melitta Marxer-Kaiser zunächst einige Jahre in der Arbeitsgruppe für die Frau und ab 1981 in der Aktion Dornröschen für die Einführung des Frauenstimmrechts ein. 1985 engagierte sie sich bei der Initiative Gleiche Rechte für Mann und Frau für einen griffigen Gleichheitsartikel in der Verfassung. Viele Treffen der Aktivistinnen fanden im Hause Marxer statt, das sich in den frühen 70er und in den 80er Jahren zu einem Dreh- und Angelpunkt des Engagements für das Frauenstimmrecht und die Gleichberechtigung entwickelte.
Melitta Marxer-Kaiser erkannte schon früh die Bedeutung der Dokumentation frauenpolitischer Aktivitäten und leistete mit ihrer langjährigen Sammeltätigkeit und eigenen Texten zu aktuellen Themen der Gleichberechtigung einen wesentlichen Beitrag zum 2017 gegründeten Frauenarchiv. Nach 1985 war sie in der Friedensbewegung, im Verein Welt und Heimat und zuletzt im Senioren-Presseteam aktiv, welches regelmässig Beiträge in den Landeszeitungen veröffentlichte.
Melitta Marxer-Kaiser war eine Pionierin der Gleichberechtigung, die sich ihr ganzes Leben mit Ausdauer, Offenheit und Zivilcourage für die Rechte der Frauen, für Menschenrechte, Solidarität und Frieden engagierte.
Regina Marxer
Geboren 1951 in Grabs, aufgewachsen in Vaduz, Studium an der Hochschule der Künste in Berlin, tätig als Grafikerin und Künstlerin, Initiantin der Aktion Dornröschen. Sie lebt in Vaduz.
Regina Marxer wuchs in einem fortschrittlich orientierten Elternhaus auf, ihre Mutter Melitta Marxer-Kaiser und ihr Vater Felix Marxer sowie ihre Schwestern Judith Marxer und Veronika Marxer waren allesamt politisch aktiv. Nach einer Grafiklehre studierte sie in den 1970er-Jahren an der Hochschule der Künste in Berlin.
Schon früh engagierte sie sich für die Gleichberechtigung der Frauen. Nach verlorener Abstimmung zur Einführung des Frauenstimmrechts 1971 nahm sie an der Demonstration junger Frauen teil, die mit Plakaten wie „Wir schämen uns für euch“ durch die Strassen und Gasthäuser zogen. Sie war bis zu ihrem Studium in Berlin Mitglied der 1971 gegründeten Arbeitsgruppe für die Frau und 1981, gemeinsam mit Barbara Rheinberger, Initiantin der Aktion Dornröschen.
Als Künstlerin erhielt sie mehrere Auszeichnungen (1991 als erste Frau den Josef Gabriel von Rheinberger Preis und 1998 eine Auszeichnung für die beste Europa Briefmarke). Sie war die erste Präsidentin des 1989 gegründeten Vereins Schichtwechsel, der sich für eine lebendige Kunstszene in Liechtenstein engagiert.
Regina Marxers Originalität und Zivilcourage widerspiegelten sich in ihrer politischen Arbeit und gaben der Frauenbewegung ein künstlerisches Gesicht und einprägsame bildhafte Umsetzungen. Unvergessen sind beispielsweise das Abstimmungsplakat 1971 „Es stimmt etwas nicht“, das Plakat und die Broschüre „Dornröschen“ sowie das Flugblatt „Quadratschädel“.
Maja Marxer-Schädler
Geboren 1959 in Triesenberg und dort aufgewachsen, kaufmännische Ausbildung, Studium der Sozialarbeit und Organisationsentwicklung, Mediation und Konfliktmanagement, Systemische Paar- und Familienberatung, NLP, Hypnosetherapie, tätig als Sozialarbeiterin, Projektleiterin, selbständige Beratungspraxis, Mitinitiantin und Geschäftsführerin des Eltern Kind Forums, Familienfrau und Mutter von zwei Kindern. Sie lebt in Triesen.
Maja Marxer-Schädler wuchs zusammen mit zwei Brüdern und einer Schwester in Triesenberg auf. Sie half schon früh im familieneigenen Betrieb mit, in dem auch ihre Mutter neben der Hausarbeit voll eingespannt war. Nach Abschluss der kaufmännischen Lehre und mehreren Sprachaufenthalten absolvierte sie das Studium der Sozialarbeit und Organisationsentwicklung sowie mehrere Zusatzausbildungen. Ihre beruflichen Stationen führten sie zum damaligen Fürsorge- und zum Jugendamt in Schaan sowie zur Amtsvormundschaft in St. Gallen.
Maja Marxer-Schädler erstellte im Auftrag der Gemeinde Schaan und des Amtes für Soziale Dienste ein Konzept zur ausserhäuslichen Kinderbetreuung. Aufgrund dieses Konzeptes gründeten sich 1989 der Verein Kindertagesstätten Liechtenstein und der Tagesmütterverein, heute Eltern Kind Forum. Maja Marxer-Schädler baute das Eltern Kind Forum auf, leitete und entwickelte es über 21 Jahre als Geschäftsführerin weiter. Später war sie operative Projektleiterin der psychosozialen Versorgungsplanung für Liechtenstein beim Amt für Soziale Dienste und führte in den letzten Berufsjahren eine Beratungspraxis in selbständiger Tätigkeit.
Mehrere Jahre war sie zudem im Vorstand des Vereins Bildungsarbeit für Frauen aktiv. Vor Einführung des Gleichstellungsgesetzes versuchte sie 1988 auf gerichtlichem Wege ihren Namen sowie ihr Bürgerrecht trotz Heirat beizubehalten. Beide Ansuchen wurden abgelehnt. Auf parteipolitischer Ebene engagierte sie sich in der Partei Freie Liste und war später in der Partei Vaterländische Union aktiv. So kandidierte sie 2001 für den Landtag und wurde vor der Landtagswahl 2005 als künftiges Regierungsmitglied vorgeschlagen, dann aber von der eigenen Partei bei der Regierungsbildung nicht berücksichtigt. Sie engagierte sich ausserdem als Präsidentin der Flüchtlingshilfe Liechtenstein.
Mit ihrer Konzeptarbeit und dem Auf- und Ausbau des Eltern Kind Forums leistete Maja Marxer-Schädler einen wesentlichen Beitrag zur Institutionalisierung der ausserhäuslichen Kinderbetreuung sowie der Präventions- und Beratungstätigkeit im Bereich der Familien in Liechtenstein.
Veronika Marxer
Geboren 1955 in Grabs, aufgewachsen in Vaduz, Studium der Geschichte, Philosophie und Religionsgeschichte in Zürich, Aus- und Weiterbildung in Musikpädagogik und -therapie, tätig als Historikerin, Musikpädagogin und Musiktherapeutin, Initiantin und Redakteurin der Publikation „Inventur“. Sie lebt in Vaduz.
Veronika Marxer wuchs als Jüngste von drei Geschwistern in einer politisch und kulturell engagierten Familie in Vaduz auf. Ihre Mutter Melitta Marxer-Kaiser und ihre Schwestern Judith und Regina Marxer waren frühe Aktivistinnen der liechtensteinischen Frauenbewegung. Als 16-jährige Schülerin nahm Veronika Marxer 1971 nach der verlorenen Abstimmung zur Einführung des Frauenstimmrechts an der Demonstration junger Frauen teil, die mit Plakaten wie „Wir schämen uns für euch“ durch die Strassen und Gasthäuser zogen.
Sie maturierte 1975 am liechtensteinischen Gymnasium, das u. a. dank der Initiative ihrer Eltern seit 1968 auch Mädchen offenstand. Nach einem Geschichts- und Philosophie-Studium in Zürich und einigen Semestern Alte Musik arbeitete sie als Musikpädagogin. Nach ihrer Rückkehr nach Liechtenstein 1991 war sie als Historikerin in verschiedenen Forschungsprojekten tätig, u. a. in den Bereichen Migration, Integration und Industriegeschichte. Sie veröffentlichte diverse Studien und Publikationen.
1993 initiierte sie das Frauenprojekt Liechtenstein, das 1994, zum zehnjährigen Jubiläum der Einführung des Frauenstimmrechts, die Publikation „Inventur – Zur Situation der Frauen in Liechtenstein“ herausgab. Mit der Buchpublikation und den grossangelegten Feierlichkeiten 1994 wurde die Einführung des Frauenstimmrechts zum historischen Jubiläum. Ausserdem wirkte Veronika Marxer als Vorstandsmitglied im Verein zum Schutz misshandelter Frauen und deren Kinder, dem Trägerverein des Frauenhauses Liechtenstein.
Mit der Herausgabe des Buches „Inventur“ und dem darin enthaltenen Aufsatz „Zur Einführung des Frauenstimmrechts in Liechtenstein – Ein Sittengemälde“ leistete Veronika Marxer einen zentralen Beitrag zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Frauengeschichte Liechtensteins.
Patricia Matt
Geboren 1962 in Speyer/D, aufgewachsen in der Pfalz/D, Ausbildung zur Krankenschwester, verschiedene Weiterbildungen zur Paar- und Sexualtherapeutin, Trainerin und Supervisorin in Transaktionsanalyse, tätig als Co-Leiterin der Fachstelle für Sexualfragen und HIV-Prävention, Paar- und Sexualtherapeutin, Familienfrau und Mutter zweier Kinder, Engagement in der AG Schwangerschaftskonflikte und Mitinitiantin der Initiative Hilfe statt Strafe. Sie lebt in Schellenberg.
Als jüngstes Kind von fünf Geschwistern wuchs Patricia Matt in der Pfalz/D auf. Nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester war sie in klinischen wie psychiatrischen Einrichtungen tätig. 1994 übersiedelte sie von der Schweiz nach Liechtenstein, wurde Mutter von zwei Kindern und baute die Fachstelle für Sexualfragen und HIV-Prävention (fa6) mit auf, die sie bis 2012 leitete. Seither arbeitet sie als selbständige Paar- und Sexualtherapeutin mit eigener Praxis.
Ihr berufliches und ehrenamtliches Engagement gingen Hand in Hand. In ihrer Funktion als Leiterin der fa6 gewann sie 2002 den Chancengleichheitspreis der Regierung für das Projekt APIS (Aidsprävention im Sexgewerbe). Später entstand daraus in der Zusammenarbeit mit den Behörden das Projekt Magdalena, das den Schwerpunkt auf die arbeitsrechtlichen und sozialversicherungsrechtlichen Arbeitsbedingungen von Sexarbeiterinnen legte. Ebenfalls in ihre Zeit als Leiterin der fa6 fiel der zweite Preis des Chancengleichheitspreises für die Durchführung der Mädchenpowertage, einem Präventionsprojekt für die sexuelle Gesundheit von Mädchen. Von Beginn an arbeitete Patricia Matt für die fa6 auch in der Arbeitsgruppe Schwangerschaftskonflikte mit, die eine Enttabuisierung und Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs anstrebte. Patricia Matt initiierte zusammen mit Carmen Büchel-Malik und Helen Konzett die Initiative Hilfe statt Strafe, die eine Fristenregelung mit Beratungspflicht vorsah, jedoch 2011 vom Volk mit 52,3 % Nein abgelehnt wurde.
Patricia Matt engagierte sich mit Herzblut, Respekt und Offenheit für Tabuthemen wie Sexarbeit, sexuelle Bildung von Mädchen, Schwangerschaftskonflikt und Fristenregelung.
Alma Michel-Santucci
Geboren 1933 in Zürich und dort aufgewachsen, Handelsschul-Absolventin, tätig als kaufmännische Angestellte, Familienfrau und Mutter von drei Kindern, Mitinitiantin des Vereins Bildungsarbeit für Frauen. Sie lebt in Vaduz.
Alma Michel-Santucci ist in Zürich in einer italienischen Grossfamilie mit Eltern, einer Schwester, Tanten, Onkeln, Cousinen und Cousins aufgewachsen. Nach dem Abschluss der Handelsschule in Zürich und einigen Jahren Berufstätigkeit gründete sie 1955 eine Familie und wurde Mutter von drei Kindern. Nach mehreren Ortswechseln wohnt sie seit 1970 in Liechtenstein.
Alma Michel-Santucci war sehr engagiert in der frauenpolitischen Szene Liechtensteins. Auf ihre Initiative ging 1985 die Gründung des Vereins Bildungsarbeit für Frauen zurück. Sie organisierte während ihrer langjährigen Arbeit als Vorstandsmitglied Frauenwochen, verschiedene Literatur- und Geschichtsworkshops und war schon früh eine Vorkämpferin für den feministischen Sprachgebrauch. Sie wehrte sich öfters mit spitzer Feder gegen Sexismus und Frauenfeindlichkeit und scheute sich auch nicht vor der Konfrontation mit ChefredaktorInnen und Regierungsmitgliedern.
Alma Michel-Santucci trug mit literarischen Texten und Leserinnenbriefen viel zur Sensibilisierung für die Gleichberechtigung bei.
Iren Nigg
Geboren 1955 in Schaan und dort aufgewachsen, Studium des Journalismus an der Universität Fribourg, tätig als Schriftstellerin, Engagement in verschiedenen NGO’s mit pointierten Texten und Presseberichten zu Gleichberechtigung und Chancengleichheit. Sie lebt in Schaan.
Iren Nigg stiess im Herbst 1981 zur Aktion Dornröschen. Ihr kreatives Potenzial floss in pointierte Texte. So schrieb sie Presseberichte für die Landeszeitungen – der letzte zum Thema Frauenstimmrecht wurde auch im Zürcher „Tages-Anzeiger“ publiziert: Es war der Bericht über den Besuch der Aktion Dornröschen bei der Parlamentarischen Versammlung des Europarates in Strassburg.
1982/83 publizierte Iren Nigg eine Serie mit Frauen-Porträts im „Liechtensteiner Volksblatt“. Als 1985 die Initiative Gleiche Rechte für Mann und Frau ins Leben gerufen wurde, schrieb sie zahlreiche Zeitungsartikel zum Thema.
1997 wurde sie noch einmal politisch aktiv. Sie führte die Öffentlichkeitsarbeit der Aktion Miteinander durch, ein auf drei Jahre befristetes Projekt zur erleichterten Einbürgerung alteingesessener Ausländer und Ausländerinnen und der staatenlosen Vietnamesen und Vietnamesinnen in Liechtenstein.
Iren Niggs Beiträge zur Gleichberechtigung zeichneten sich durch Frische und Originalität aus, bei der Aktion Miteinander war sie mit ihrem Konzept „Brücklein schlagen“ erfolgreich.
Anna Ospelt
Geboren 1948, aufgewachsen in Vaduz, kaufmännische Ausbildung und diverse Auslandsaufenthalte, tätig als kaufmännische Angestellte, aktiv in der frühen Frauenbewegung. Sie lebt in Vaduz.
Anna Ospelts Sinn für Politik wurde durch ein politisch interessiertes Elternhaus geprägt. Vor allem durch den regen Austausch im Freundes- und Bekanntenkreis (studentische Kreise, Frauenbewegung) erhielt sie wichtige Impulse für ihr Engagement. Ihr frühes Bewusstsein für Diskriminierungen wuchs auch in der Gemeinschaft der Pfadfinderinnen Vaduz, bei der sie Mitglied war.
Sie war seit ca. 1968 in verschiedenen Arbeitsgruppen aktiv, wie z. B. dem Forum für Zeitfragen und später der Arbeitsgruppe für die Frau. Sie nahm 1971 an der Demonstration junger Frauen nach der Ablehnung des Frauenstimmrechts teil. 1982 gehörte sie zu den Mitunterzeichnerinnen der Verfassungsbeschwerde an den Staatsgerichtshof.
Bei der Aktion Dornröschen war sie bis 1983 beteiligt. Damals aktiv zu werden, beurteilt sie aus heutiger Sicht als notwendig und richtig. Die Aktivistinnen zahlten jedoch einen hohen Preis, sie wurden angefeindet und als Emanzen verunglimpft. Die Mitglieder der Aktion Dornröschen passten nicht in das gängige Rollenbild der Frau.
Anna Ospelt blieb Gleichstellungsthemen zugewandt und unterstützt das Engagement der heutigen Aktiven.
Barbara Rheinberger
Geboren 1949 in Grabs, aufgewachsen in Vaduz, Studium der Psychologie in München und Berlin, Zusatzausbildung für systemische Therapie, tätig als Psychologin und Psychotherapeutin, Initiantin der Aktion Dornröschen. Sie lebt in Schaan.
Barbara Rheinberger wuchs mit zwei Brüdern in Vaduz auf, die Mutter war Ärztin, der Vater Arzt. Sie besuchte die Kantonsschule in Sargans, da Mädchen am liechtensteinischen Gymnasium erst 1968 zugelassen wurden. Nach der Matura studierte sie in München und Berlin und erwarb 1974 das Diplom der Psychologie. Beruflich führte Barbara Rheinberger ihr Weg nach Zürich und Meilen, wo sie eine psychotherapeutische Zusatzausbildung in systemischer Therapie absolvierte. Nach verschiedenen Stellen in Liechtenstein und der Schweiz war sie über Jahre in eigener Praxis als Paar- und Familientherapeutin tätig.
Die gesellschaftspolitisch turbulente Zeit in Berlin politisierte Barbara Rheinberger, was ihren Kampf für das Frauenstimmrecht in Liechtenstein wesentlich beeinflusste. Zusammen mit Regina Marxer initiierte sie im Mai 1981 die Aktion Dornröschen. Diese gründeten sie, weil zuvor der moderate Weg der kleinen Schritte über Jahre keinen Fortschritt brachte und das Frauenstimmrecht mehrmals von einer Männermehrheit abgelehnt wurde. Barbara Rheinberger war der festen Überzeugung, dass es an der Zeit war, das Frauenstimmrecht mit markanten Auftritten und Aktionen zu erkämpfen. Nach der Einführung des Frauenstimmrechts setzte sich Barbara Rheinberger als Präsidentin der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz (LGU) in diesem Bereich ein.
Mit der Gründung der Aktion Dornröschen setzte Barbara Rheinberger zusammen mit Regina Marxer einen wichtigen Meilenstein im Ringen um das Frauenstimmrecht. Die hartnäckigen und bis heute umstrittenen Aktionen der relativ kleinen Gruppe von Aktivistinnen trugen schliesslich 1984 zum Durchbruch bei. Sie bewirkten einen Bewusstseinswandel, der das Frauenstimmrecht als selbstverständliches Menschenrecht anerkennt.
Claudia Robinigg-Büchel
Geboren 1948, aufgewachsen in Mauren, Ausbildung zur Primarlehrerin und Weiterbildung zur schulischen Heilpädagogin, tätig als Lehrerin und Heilpädagogin, Familienfrau und Mutter von vier Kindern, Engagement für die Gleichberechtigung in verschiedenen Organisationen und Parteien. Sie lebt in Mauren.
Aufgewachsen mit sechs Geschwistern in einer politisch aktiven, bäuerlichen Grossfamilie machte Claudia Robinigg-Büchel schon sehr früh Bekanntschaft mit regen politischen Diskussionen und Meinungen. Nach ihrer Berufsausbildung zur Primarlehrerin im Internat des Klosters Ingenbohl und der Weiterbildung am Heilpädagogischen Institut in Fribourg, war es für sie deshalb selbstverständlich, sich in Liechtenstein politisch zu engagieren.
Grund für ihre aktive Mitarbeit bei der Aktion Dornröschen war ihr Unrechtsbewusstsein, die Empörung über die ungleiche Behandlung und die eigene Betroffenheit. Claudia Robinigg-Büchel war bei vielen Aktionen, Demos und Unterschriftensammlungen aktiv. Sie arbeitete in Arbeitsgruppen mit, die sich für die Belange der Frauen einsetzten, beispielsweise bei der Informations- und Beratungsstelle für Frauen (infra) und dem Eltern Kind Forum. Claudia Robinigg-Büchel scheute sich nicht, 1997 persönlich als Klägerin beim Staatsgerichtshof betreffend die Weitergabe des Bürgerrechts für liechtensteinische Mütter an ihre Kinder aufzutreten.
Neben ihrer Berufs- und Familienarbeit politisierte sie sehr aktiv. Als Vertreterin der Frauen in der FBP (Fortschrittliche Bürgerpartei) berief man sie in die Kommission der Regierung für die Gleichstellung von Mann und Frau, in der sie von 1986 bis 1992 mitarbeitete. Später engagierte sie sich in der Partei Freie Liste als Landtagskandidatin, Vorstandsmitglied und als Gemeinderätin in Mauren.
Claudia Robinigg-Büchel zeichnet sich durch grossen und beharrlichen politischen Einsatz aus. Sowohl ihr politisches wie ehrenamtliches Engagement galt im Besonderen der Gleichberechtigung.
Christine Schädler
Geboren 1971 in Triesenberg, Ausbildung zur Primarlehrerin und Heilpädagogin, tätig als Lehrerin und Heilpädagogin, als Gewerkschaftssekretärin und stv. Geschäftsführerin beim LANV sowie als Geschäftsführerin des Behinderten-Verbands, Engagement für die Gleichstellung im Beruf und darüber hinaus in der Partei Vaterländische Union und im Verein Frauennetz, Mitgründerin des Vereins Frauennetz, Mitinitiantin des Projektes Vielfalt in der Politik. Sie lebt in Triesenberg.
Christine Schädler ist mit einem Bruder in einer bäuerlichen, aufgeschlossenen und politisch aktiven Familie aufgewachsen. Nach ihrer Schulzeit in der Schweiz an einer Schule für Sehbehinderte und Blinde und Abschluss der Matura, liess sie sich zur Primarlehrerin und schulischen Heilpädagogin ausbilden. In der Folge war sie acht Jahre als Klassenlehrerin in einer Schule für Sehbehinderte und Blinde und drei Jahre als Institutionsleiterin an einer Sonderschule in der Schweiz tätig. Nach ihrer Rückkehr nach Liechtenstein 2009 arbeitete sie sieben Jahre als Gewerkschaftssekretärin beim Liechtensteinischer ArbeitnehmerInnenverband (LANV). Von 2014 bis 2016 war sie dessen stv. Geschäftsführerin. Später wechselte sie zum Liechtensteiner Behinderten-Verband (LBV) und ist seit 2021 dessen Geschäftsführerin.
Die Gewerkschaftsarbeit politisierte sie und begründete ihr zivilgesellschaftliches Engagement für die Gleichstellung von Frau und Mann. Ab 2010 war Christine Schädler Delegierte des LANV im Netzwerk Frauennetz und engagierte sich in der Arbeitsgruppe SCG wie weiter? für den Erhalt der Stabsstelle für Chancengleichheit (SCG)und die Neuausrichtung des Frauennetzes als Verein. 2016 war sie Mitbegründerin des Vereins Frauennetz Liechtenstein, in dem sie bis 2019 als Vorsitzende aktiv war. Nach den Landtagswahlen 2017 mit nur noch drei Frauen im Landtag war sie Mitinitiantin der überparteilichen, vom Verein Frauennetz Liechtenstein getragenen Projektes Vielfalt in der Politik.
Parteipolitisch engagierte sich Christine Schädler von 2017 bis 2019 als Präsidentin der Frauenunion der Partei Vaterländische Union. In dieser Funktion organisierte sie u.a. eine Nachwahlbefragung unter den gewählten und nicht gewählten Frauen und verschiedene Veranstaltungen zu Gleichstellungsthemen.
Christine Schädler zeichnet sich durch ihr kompetentes und zielgerichtetes berufliches wie zivilgesellschaftliches Engagement für Gleichstellung und Chancengleichheit für Frauen und Menschen mit Behinderungen aus.
Corina Vogt-Beck
Geboren 1978 in Altstätten, aufgewachsen in Triesenberg, Ausbildung zur Primarlehrerin, Studium in Medien- und Kommunikationswissenschaften, tätig in der Verwaltung, im Journalismus, im Marketing und im Bereich NGO, Familienfrau und Mutter von drei Kindern, Mitbegründerin und Vorstandsfrau des Vereins Hoi Quote sowie Mitglied im Initiativkomitee HalbeHalbe. Sie lebt in Triesenberg.
Corina Vogt-Beck wuchs gemeinsam mit einem Bruder in Triesenberg auf. Sie absolvierte die Ausbildung zur Primarlehrerin in Sargans und studierte an der Universität Fribourg Medien- und Kommunikationswissenschaften. Zurück in Liechtenstein, arbeitete sie in der Landesverwaltung und als Journalistin. Nach einer kurzen Familienphase war sie zwei Jahre in der Informations- und Beratungsstelle für Frauen (infra), tätig. Seit November 2023 ist sie Chefredakteurin von Wirtschaft regional des Vaduzer Medienhauses.
Corina Vogt-Beck, die schon früh in demokratischen und gesellschaftlichen Fragen interessiert war, wagte ihr erstes politisches Engagement im Rahmen der Verfassungsdiskussion.
Ihr Interesse an Gleichstellungsfragen wuchs, als sie und ihr Mann, nach der Geburt des ersten Kindes, in Teilzeit arbeiten wollten und sie dadurch ihre Stelle als Chefredakteurin verlor. Nach dem schlechten Wahlergebnis der Frauen bei den Landtagswahlen im Februar 2017 begann die intensive Phase ihres Gleichstellungsengagements, in der sie gemeinsam mit anderen Frauen den Verein Hoi Quote gründete und in dessen Vorstand aktiv war. Im Frühjahr 2019 startete die politische Initiative HalbeHalbe, welche sie als Bindeglied zwischen Hoi Quote und HalbeHalbe mitgestaltete und eine der treibenden Kräfte war.
Gleichzeitig engagierte sich Corina Vogt-Beck von 2018 bis 2023 im Vorstand des Vereins Frauennetz Liechtenstein. Schliesslich wurde sie 2019 für die Partei Freie Liste in den Gemeinderat Triesenberg gewählt und bekleidete dieses Amt bis 2023.
Corina Vogt-Beck leistete mit ihrem intensiven Engagement in den Jahren 2017 bis 2023 und ihrer pointierten Öffentlichkeits- und Medienarbeit einen wesentlichen Beitrag für die Gleichberechtigung in Liechtenstein.
Astrid Walser (vormals Sele-Walser)
Geboren 1956 in Vaduz, aufgewachsen in Schaan, kaufmännische Ausbildung, Erwachsenenbildnerin, Körper- und Maltherapeutin, tätig als Geschäftsstellenleiterin bei verschiedenen NGOs, Leiterin der Fachstelle staatliche Stipendien, Familienfrau und Mutter von zwei Kindern, Mitgründung, Aufbau- und Vorstandsarbeit bei den Vereinen infra, Kindertagesstätten Liechtenstein und Frauennetz Liechtenstein. Sie lebt in Ruggell.
Astrid Walser ist mit fünf Geschwistern als ältestes Kind einer Grossfamilie aufgewachsen. Da Mädchen bis 1968 im Liechtensteinischen Gymnasium nicht zugelassen wurden, absolvierte sie eine kaufmännische Ausbildung. Nach einigen Jahren Berufstätigkeit und Sprachaufenthalten in London und Madrid gründete sie eine Familie. Als Mitbegründerin und Vorstandsfrau der Informations- und Beratungsstelle für Frauen (infra) führte sie während vier Jahren deren Geschäftsstelle. In diese Zeit fielen die Vorarbeiten für das Frauenhaus Liechtenstein. Sie war Mitbegründerin des Vereins Kindertagesstätten Liechtenstein (1989), leitete ab 1994 bis 2000 als Personal- und Elternbetreuerin die Geschäftsstelle. Ab 2000 war sie 20 Jahre lang die Leiterin der staatlichen Stipendienstelle.
Zu ihrem ehrenamtlichen Einsatz gehörten die Mitarbeit in der Initiative Gleiche Rechte für Mann und Frau (1985) und ein langjähriges Engagement im Frauennetz: Von 2010 bis 2016 war sie Delegierte im Netzwerk Frauennetz, das damals von der Stabsstelle für Chancengleichheit (SCG) koordiniert wurde. Weiter engagierte sie sich intensiv in der Frauennetz-Arbeitsgruppe SCG wie weiter? und war 2016 Mitbegründerin und Vorstandsfrau des neu als Verein konzipierten Frauennetz Liechtenstein. Seit 2011 ist Astrid Walser Vorstandsfrau beim Verein Frauen in guter Verfassung und brachte die Idee zur Gründung eines Frauenarchivs in den Verein ein. Sie beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Matriarchatsforschung und weiblicher Spiritualität und bietet Behandlungen und Seminare für Frauen an.
Astrid Walser ist eine Pionierin der Gleichberechtigung, die immer wieder neue Ideen lancierte und wertvolle Aufbauarbeit leistete.
Elfriede Winiger-Seger
Geboren 1944, aufgewachsen in Vaduz, kaufmännische Ausbildung, zweijähriger Aufenthalt in Australien, tätig als kaufmännische Angestellte, Familienfrau und Mutter von zwei Kindern, Mitinitiantin des Komitees für das Frauenstimmrecht. Sie lebt im Kanton Zürich.
Prägend für die junge Elfriede Winiger-Seger war das Aufwachsen mit einer selbstbewussten Mutter, der Vater starb als sie elf Jahre alt war. Das allgemeine gesellschaftliche Klima ihrer Kinder- und Jugendjahre in Liechtenstein beschreibt sie als sehr angepasst und traditionell. Als junge Mitarbeiterin der Landesverwaltung erlebte sie, wie traditionell damals die von Männern geprägte Berufs- und Politikwelt funktionierte.
In der Pfadfinderabteilung Vaduz hingegen entwickelte sich eine Aufbruchsstimmung, Elfriede Winiger-Seger war bei den Rangerinnen Vaduz für eine kurze Zeit Abteilungsleiterin. Einige junge Pfadfinderinnen gingen fürs Studium in die Metropolen und brachten von dort neue Impulse in Bezug auf Geschlechterrollen und Gleichberechtigung mit. Die Rangerinnen engagierten sich z. B. im Rahmen der Unterhaltung der Pfadfinderinnen für die Einführung des Frauenstimmrechts.
1969 wurde Elfriede Winiger-Seger politisch aktiv. Sie organisierte die erste Sitzung zur Bildung des Komitees für das Frauenstimmrecht, welches dann Bernadette Brunhart präsidierte. Kurz darauf verliess sie Liechtenstein Richtung Australien und wohnt seit ihrer Rückkehr im Kanton Zürich. Ihre Jahre in Liechtenstein bewertet sie als sehr positiv, dennoch zog es sie fort und sie erlebte ihren Aufenthalt in Australien (1971 bis 1973) als befreiend. Während einer kurzen Phase demokratische Momente in Liechtenstein mitgetragen zu haben, ist Elfriede Winiger-Seger wichtig.